Am 20.11.2019 fand am Augustinus-Gymnasium der Pädagogische Tag statt. Die Lehrerinnen und Lehrer tauschten sich im Rahmen der Methode „Open Space“ in fachbezogenen Kommunikationsecken über das Medienkonzept, das Konzept Berufliche Orientierung und das Konzept Politische Bildung aus.

Die Veranstaltung wurde von Schulleiter Dr. Ulrich Winter mit folgenden Gedanken eröffnet:

Am Pädagogischen Tag 2019 nehmen wir uns Zeit gemeinsam nachzudenken über unser pädagogisches Handeln. Drei Konzepte stehen im Mittelpunkt des pädagogischen Austausches: das Medienkonzept, das Konzept zur politischen Bildung und das Konzept zur beruflichen Orientierung.

Zu Beginn einige Gedanken, womit ich auf den heutigen Tag einstimmen möchte: „Digitalisierung, Digitalität oder auch digitale Transformation.“

Die gegenwärtige Situation in der Bildungslandschaft hat dazu geführt, dass auch wir am Augustinus uns im vergangenen Schuljahr auseinandergesetzt haben mit dem Thema der digitalen Bildung und dass wir ein medienpädagogisches Konzept erarbeiteten.

Lässt man dieses Konzept heute auf sich wirken – mit ein wenig Abstand zur Erarbeitungsphase –, dann ist festzustellen, dass unser Konzept mehr ist als einfach ‚nur‘ die Anbahnung digitaler Medienkompetenzen; denn es ist geprägt durch Bildungsziele, die wir nur dann erreichen können, wenn wir uns gemeinsam verständigen zu diesen Zielen.

Dazu passt eine kleine Gedankenübung des Philosophen Hans Blumenberg, der sich des Bildes bedient von Odysseus auf seiner Schiffsreise, als er den Sirenen begegnet: Odysseus wird an einen Mast gefesselt auf seinen Wunsch hin. Seinen Mannen lässt er die Ohren mit Wachs verstopfen; fürchtet er doch, mitsamt seiner Mannschaft dem Gesang der Sirenen zu erliegen. Odysseus übersteht den verlockenden Gesang der Sirenen. Jedoch übersteht er ihn nur deshalb, weil er auf seinen Wunsch hin an den Mast gefesselt das lebendige Subjekt in sich unterdrückt. Damit er siegt, tut er sich und seinem Körper Gewalt an; listig trickst er die Sirenen aus, bezahlt aber die Freiheit, die er sich dadurch erkauft, mit der Unterdrückung seiner selbst.

Bei dem Versuch, das Bild von Odysseus und den Sirenen zu übertragen auf unsere mediale Welt, wird Odysseus sozusagen zum Medienpädagogen – und die Sirenen zu den medial-digitalen Verlockungen und Herausforderungen dieser Welt. Zwar fürchtet Odysseus diese Welt nicht, aber er ist sich ihrer Gefahren bewusst aufgrund deren berührenden, faszinierenden und gleichsam hörig machenden Verlockungen. Folglich tummelt sich der Medienpädagoge Odysseus metaphorisch auf beweglichen Fundamenten und gleichsam fließenden Wassern, wenn er nämlich einerseits den Verlockungen widersteht, andererseits dadurch aber unfrei wird.

Medien, insbesondere die digitalen Medien, öffnen uns allen – Lernenden wie Lehrenden – viele Türen. Gleichzeitig nehmen sie uns Freiheit, indem sie uns binden an sich und uns mehr und mehr abhängig machen. Sie nehmen uns diese Freiheit selbst dann, wenn wir uns nicht fürchten und wir uns stellen der digitalen Transformation.

Damit nun unsere Schülerinnen und Schüler sich dessen bewusst werden, dass nämlich Digitalität nicht umsonst zu haben ist, sondern nur auf Kosten der eigenen Freiheit, ist es eine zentrale pädagogische Aufgabe der Medienbildung, sowohl mediale Kompetenzen anzubahnen als auch hinzuweisen auf deren Gefahren. Als Lehrende haben wir im Sinne Kants die Aufgabe Schülerinnen und Schüler aufzuklären über die Möglichkeiten, vor allem aber auch über Grenzen der Digitalität, um ihnen dadurch aus der – nicht zuletzt auch durch die digitale Transformation bedingten, also selbst verschuldeten – Unmündigkeit zu verhelfen. Gute Medienbildung gelingt nur unter Horazens Leitspruch „sapere aude“.

Deshalb sollten wir uns mutig bedienen unseres eigenen Verstandes, wenn wir in aufklärerischer Absicht unseren Schülerinnen und Schülern dabei helfen, die verlockende Medienwelt nicht nur technisch zu beherrschen, sondern vor allem wenn wir unsere Schülerinnen und Schüler auch dabei unterstützen, diese Welt wahrzunehmen und zu verstehen, damit nicht sie selbst beherrscht werden von dieser Welt – ohne es zu bemerken.

Wir haben uns in Vorbereitung auf den Pädagogischen Tag heute vertraut gemacht mit dem Medienkonzept ebenso wie mit dem Konzept zur politischen Bildung und dem Konzept zur beruflichen Orientierung.

Gleichzeitig haben wir darüber nachgedacht, wie die in den Konzepten formulierten Bildungsziele und Kompetenzen didaktisch-methodisch umgesetzt werden könnten. In den nächsten zwei Stunden gibt es die Gelegenheit, sich darüber zu verständigen im kollegialen Austausch, wie diese Konzepte ausgestaltet und umgesetzt werden könnten. Dieser Austausch zu allen drei Konzepten ist nicht zuletzt deshalb so wertvoll, weil erst durch die Kommunikation über die mit diesen Konzepten verbundenen Gedanken derer, die sie umsetzen sollen, eine nachhaltige Verankerung im Unterricht ebenso möglich wird wie im Schulleben.

Abschließend hoffe ich hier und heute – ganz im Sinne des „Open Space“ – auf „Leidenschaft und Verantwortung“. Leidenschaft in Form von Energie, die spürbar wird in allen Kommunikationsecken.

Und Verantwortung, wenn wir uns handelnd dafür einsetzen, dass unsere drei Konzepte unser Bildungsverständnis am Augustinus bereichern.