Beobachtungsabend am 21.7.22, Teil 2

Nun zu den wirklich weit entfernten Objekten (ein Lichtjahr ist die Entfernung, die das Licht mit einer Geschwindigkeit von 300.000 Kilometern pro Sekunde in einem Jahr zurücklegt. Das sind ca. 9.500.000.000.000 km).

Die Andromedagalaxie (M31) ist gewissermaßen unsere „Schwester“ in der lokalen Galaxiengruppe, die von der Milchstraße und M31 dominiert wird. Sie befindet sich in einer Entfernung von ca. 2.500.000 Lichtjahren und ist so groß, dass wir sie mit unserem langbrennweitigen Teleskop nicht vollständig aufs Bild bekommen haben. In der Mitte kann man den hellen Kernbereich der Galaxie sehen, ober- und unterhalb des Kerns lassen sich Staubbänder ausmachen, die entlang der Spiralarme der Galaxie verlaufen. Links oberhalb von M31 erkennt man die elliptische Zwerggalaxie M32, die gravitativ an M31 gebunden ist und diese umläuft.

Mit Stephans Quintett im Sternbild Pegasus, einer Galaxiengruppe in einer Entfernung von ca. 300.000.000 Lichtjahren, begeben wir uns nun in die Tiefen des Universums. Diese Gruppe wurde 1877 von Édouard Jean-Marie Stephan entdeckt und besteht aus den Galaxien NGC7317, NGC7318A, NGC7318B, NGC7319 und NGC7320. Die Galaxie NGC7320 ist eine Vordergrundgalaxie in 45.000.000 Lichtjahren und liegt nur zufällig im selben Himmelsareal wie die anderen Mitglieder. Eines der ersten Bilder des kürzlich in Betrieb genommenen „James Webb Space Telescope“ stellt die Galaxiengruppe in hoher Auflösung dar. In diesen gewaltigen Entfernungen kann man mit großen Teleskopen die weiträumige Struktur des Kosmos beobachten, die aus sogenannten Superhaufen gebildet wird, welche als filamentartige Ansammlungen von Galaxienhaufen große Leerräume, die sogenannten „Voids“, umschließen.

Unser aktueller „Entfernungsrekord“ ist der Quasar Q0957+561 im Sternbild Ursa Major. Dieses Objekt ist der extrem helle Kern einer aktiven Galaxie in einer Entfernung von ca. 9.200.000.000 Lichtjahren. Bei genauem Hinsehen kann man erkennen, dass der Quasar doppelt abgebildet ist. Das wird von einer Gravitationslinse hervorgerufen, einer auf unserem Bild unsichtbaren Galaxie in einer Entfernung von ca. 4.000.000.000 Lichtjahren, die das Licht des Quasars so ablenkt, dass es auf zwei Wegen bei uns ankommt. Diese Lichtwege sind unterschiedlich lang, so dass Lichtvariationen, die in einer Quelle beobachtet werden, nach 417 Tagen genauso in der anderen Quelle auftreten. Unser Universum war beim Aussenden des Lichts des Quasars nur ca. 41% so groß und ca. 33% so alt wie heute.

Wieder ist eine lange Beobachtungsnacht gegen 1.00 Uhr zu Ende gegangen (im Sommer sind die Nächte kurz, man kann erst nach 22.00 Uhr mit dem astronomischen Beobachten anfangen). Müde, etwas frierend aber zufrieden mit unseren Erfolgen haben wir uns auf den Heimweg begeben.

Dr. Gerhard Suttner