„Es war einmal…“, so beginnen im allgemeinen Märchen. Doch diese sieben Tage der internationalen Jugendbegegnung, veranstaltet durch die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, geleitet durch die Teamer Dr. Matthias Rittner (Abi am AGW), Michal Bordne und Dennis Forster (wirklich herzlichen Dank dafür), waren mehr als das. … Aber erst die ungefilterten Stimmen einiger Teilnehmer.

 

Sechs Israelis, sechs Polen und sechs Deutsche – eine unglaublich interessante Woche alleine durch das Aufeinandertreffen von verschiedenen Meinungen, Religionen und Kulturen. Besonders hat mich beeindruckt, wie viel Respekt und sogar Begeisterung von allen Teilnehmenden gegenüber dem Neuen, Unbekannten der Anderen, entgegengebracht wurde. Die Sprachbarriere war dabei keine, schon nach den ersten Tagen hatte sich eine Gruppierung nach Nationalitäten aufgelöst. Gemeinsam ernsthaft diskutieren und lernen, dazwischen aber auch wieder zusammen zu lachen, hat uns in sehr kurzer Zeit mit vielen Freunde werden lassen. Ein wirklich trauriger Abschied, der jedoch nur von der besonderen Zeit davor erzählt. (Simon)

 

Es scheint mir fast unmöglich, diese so ereignisreiche Woche in ein paar Sätzen zusammenzufassen. Dennoch möchte ich versuchen, einige Eindrücke zu schildern. Zuerst einmal war die Gruppendynamik zwischen uns Jugendlichen aus kulturell so verschiedenen Ländern nahezu perfekt, obwohl ein jeder so unterschiedliche Ansichtspunkte und Meinungen hatte. Eine der aus meiner Sicht interessantesten Diskussionen war über die Thematik der Kriegsdenkmäler für gefallene Soldaten im 2. Weltkrieg in Deutschland. Sind diese wirklich gerechtfertigt und sollten sie fortbestehen? Über jene Frage hatte ich vorher nie nachgedacht und so bin ich sehr dankbar für diesen Denkanstoß. Ein anderes, sehr emotionales Erlebnis war der gemeinsam begangene „Yom HaShoa“, der israelische Gedenktag für die im Holocaust ermordeten Juden. An diesem Tag läuten in Israel genau zwei Minuten lang Sirenen, in denen man innehält, schweigt und gedenkt. Zuletzt möchte ich die persönlichen Gespräche mit den Überlebenden nicht unerwähnt lassen. Jede einzelne Unterhaltung war für mich unglaublich kostbar und einige Sätze werde ich vermutlich immer bei mir behalten. Doch ein Rat, der mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, war, dass wir das Leben genießen sollen, denn es ist schön. Vielen, vielen Dank für diese interessante, spannende und emotionale Woche! (Laura)

 

Es war eine sehr interessante Woche, in der alle Teilnehmer sehr viel Neues gelernt haben und viele unterschiedliche Perspektiven gehört haben. Auch wenn es zu Meinungsverschiedenheiten kam, blieben alle respektvoll und haben ruhig diskutiert, was mir sehr gefallen hat. Ich fand, dass es eine perfekte Balance zwischen Lernen und Spaß haben gab. Es war aber auch eine emotionale Woche und es gab Vieles, worüber man nachdenken musste. Am Samstag haben wir mit Überlebenden gesprochen, besonders geblieben sind die Worte von Shlomo Selinger. Er hat gesagt, dass wir unseren Leben leben und lieben sollen und dass man nie einer Gruppe angehören darf, weil ansonsten man mit der Gruppe sehr schlimme Sachen macht und nicht realisiert, dass sie schlimm sind.

Am Ende dieser Woche war ich traurig, weil ich mich nicht mit Leuten, die ich kennengelernt habe verabschieden wollte und da ich dort so eine gute Zeit hatte. Aber es gab so viele schöne Erinnerungen, für die ich unendlich dankbar bin. (Olena)

 

Als ich zu dieser Jugendbegegnung zusagte, konnte ich da noch nicht ahnen, wie weit diese meinen Horizont erweitern würde. Die Möglichkeit, mit Leuten aus der ganzen Welt zu reden, mit ihnen zu diskutieren, zu lachen und einfach Spaß zu haben, ist eine Erinnerung, die ich wahrscheinlich mein ganzes restliches leben mit mir tragen werde und ich rate jedem, der die Chance hat an etwas ähnlichem teilzunehmen, die Gelegenheit zu nutzen. Der respektvolle und offene Umgang miteinander ab Tag eins, hat mich sehr beeindruckt. Wir haben uns als größtenteils vollkommen fremde Personen getroffen und sind als Freunde wieder gegangen. Die Seminare waren mehr als interessant: Jeder hat sein Bestes gegeben und konnte etwas einbringen, seien es Erinnerrungen, Geschichten der Großeltern, Gefühle oder Wissen. Durch die verschiedenen Kulturen wurden die Diskussionen um so viel bereichert und wir konnten eine lange Zeit respektvoll miteinander diskutieren. Alle waren interessiert und ich war beeindruckt über Geschichten und Erinnerrungen, die die anderen mit sich brachten. Es gab viele emotionale Momente und Themen, bei denen ich oft kurz davor war zu weinen, manchmal vor Freude manchmal vor Trauer. Die Tage waren perfekt so eingeteilt, dass man am Ende des Tages müde ins Bett gefallen ist, am nächsten Tag aber wieder wach und bereit für die nächste Einheit war. (Antonia)

 

Ich habe mich geändert, das ist das einzige, was ich sicher nach dieser Woche sagen kann. Es sind viel zu viele Eindrücke, um diese alle so kurz zusammenzufassen. Die Menschen, die Kulturen und die Erlebnisse, all dies war wirklich einmalig. Ich bin wirklich dankbar, diese Erfahrungen gemacht zu haben. Am meisten hat mich der „Yom HaShoa“ zum Nachdenken gebracht, den die anderen schon angesprochen haben. Ich habe mich noch nie zuvor in meinem Leben so geschämt, Deutscher Abstammung zu sein. Doch die israelische und die polnische Gruppe haben meine Augen geöffnet. Wir dürfen nicht vergessen, auch wenn es manchmal schwer oder nervig ist. Ich habe an diesem Abend viel nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft ändern kann, irgendwann vielleicht sogar muss. Nach dieser Erkenntnis kann ich jetzt nach vorne schauen und mein Leben leben, nicht voller Selbsthass in einer Ecke sitzen und über all unsere Vorfahren nachdenken. Danke an alle, ihr habt mir so eine wunderbare und wertvolle Zeit möglich gemacht. (Quirin)

 

Dem gute alten oberpfälzer Grundsatz folgend „Niad gschimpft is globd gnua“ bin ich normalerweise nicht der Typ Mensch, der seine Gefühle auf der Zunge trägt. Doch hier meine Sicht der Dinge.

In dieser Woche erwarteten uns viele schöne und nachdenkenswerte Erlebnisse. Wie gemeinsam Schabbat zu feiern, bei dem nach Brechen des Brotes alle Dämme brachen und ausnahmslos alle nach einem anstrengend langen Tag in Regensburg sich spät Abends singend, tanzend und lachend in den Armen lagen (und das mit Traubensaft statt Wein). Lebensfreude pur und von kulturellen Unterschieden oder Differenzen gar keine Spur. Aber auch der Gegenpol: „Yom HaShoa“ – als wir am nächsten Tag die Kerzen, die wir nach dem Gedenken in unserem Gruppenraum in der Begegnungsstätte löschen mussten, in der jüdischen Gedenkstätte wieder entzündeten. Hier entwickelte sich in dieser Umgebung das erste gemeinsame und tiefe Bewusstsein, des Ortes, der Zeit und der Bedeutung des Begriffs „Remembrance“, dem Thema der Veranstaltung. Mich beeindruckte unser Verhältnis zueinander. Harmonisch, einträchtig, freundschaftlich!? Passt nicht! Familie, im positivsten Sinne. Das war es, was sich innerhalb von zwei Tagen entwickelte. Ein nicht bezahlbares und keinesfalls wiederholbares Geschenk.

Jeder von uns hatte den Punkt, an dem sein tiefstes Inneres berührt wurde. Mein Punkt war die Begegnung mit Ronen Katz, einem Menschen der zweiten Generation. Nachdem er sich erst auf Betreiben seiner Tochter mit der Geschichte seines früh verstorbenen Vaters, der die Greul der Konzentrationslager überlebt hatte, beschäftigte, wollte er mit Deutschland und den Deutschen nichts mehr zu tun haben. Erst die Gespräche in Flossenbürg, und hier war unser ehemaliger Vorsitzender des Elternbeirats Herr Sailer maßgeblich mit beteiligt, änderten seine Haltung. Heute ist es ihm ein wichtiges Anliegen, gerade auch deutschen Jugendlichen mit seiner und der Geschichte seines Vaters zu verdeutlichen, dass Erinnerung wichtig ist. Viel wichtiger ist ihm jedoch, positiv einen Ausgleich zu finden. In Israel hilft er heute mit, in der Arbeit mit palästinensischen Jugendlichen diesen Weg zu beschreiten. Eine Tatsache, die nicht selbstverständlich ist. Diese Begegnung und mehrere Gespräche berührten mich zutiefst.

Natürlich wollen wir uns auch bedanken. Zuerst bei allen teilnehmenden Jugendlichen. Auch bei unterschiedlichen Ansichten agierten alle zu jeder Zeit mit absolut selbstverständlich mit gegenseitigem Respekt, und das trotz manchmal sehr langer Tage mit anstrengendem Programm. Herzlichen Dank an die Teamer Flossenbürg mit Michal, Dennis, Matthias und unseren Maitre de Buffet Alfons aus dem Cafe. Herzlichen Dank an die Kolleginnen und Kollegen für ihre warmherzig, gewinnende bis ironisch, kritisch und damit fordernde Art aus Polen, Iwona, und Israel, Ruth und Tal. Besonders diese beiden gewährten uns tiefe Einblicke in die jüdische Kultur und vor allem in das Israel von heute. Aus tiefsten Herzen Dank dafür. Denn das ist nicht selbstverständlich.

Unser Gedanken zu Schluss: „Wir haben sie als Fremde getroffen und mussten schweren Herzens zum Schluss Freunde verlassen.“

Olena Butorovych (10a), Paul Zamora (10a), Antonia Tutschka (10c), Simon Reichl (10c), Laura Dütsch (10d), Quirin Völkl (10d) und Oliver Völkl (Lehrkraft).