Mittwoch, 12. März
30 Jahre Austausch zwischen dem Augustinus und den Collèges Jules Ferry in Vichy Diderot in Aigueperse…unser Busfahrer Martin ist stolz, (fast) immer dabei gewesen zu sein!
Nach einem Jahr Pause sind 35 Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 8 und 9 am 12. März nach Frankreich aufgebrochen – 13 Stunden Fahrzeit und fast 1000 Kilometer! In den letzten Minuten stieg die Aufregung, letzte Phrasen und Redewendungen wurden trainiert – Voilà un cadeau pour vous avec les spécialités de ma région…Je peux prendre une douche?…Je ne comprends pas, parlez doucement svp – Mit den corrès ging es dann gleich nach Hause zur ersten Nacht in Frankreich. Bonne nuit!
Donnerstag, 13. März
Schulhausführungen und Unterricht waren angesagt, alle gingen mit ihren corrès in das jeweilige collège. Die ersten Erfahrungen wurden ausgetauscht – die Marmelade wird mit dem Löffel verteilt! – erste Erfolgserlebnisse verkündet – die sagen, meine Aussprache ist voll gut! – und das Essen im Self, der Kantine getestet. Am Nachmittag konnten dann alle bei einem Stadtrundgang in der Thermalstadt Vichy das Wasser aus einer der zahlreichen Quellen Vichys kosten – schmeckt wie schlechtes Mineralwasser! Lieber die kostbaren Mineralien in Form von Vichy-Pastillen zu sich nehmen.
Freitag, 14. März
Steigen wir hinauf oder nicht? Schneit es da oben? Wir haben es gewagt und gewonnen! Fast alle bewältigten trotz etwas Schnee und Eis den Aufstieg auf den Puy de Dôme, den höchsten Vulkankegel der Auvergne und Hausberg von Clermont-Ferrand. Frei nach Heine: Viele Steine, müde Beine, Aussicht keine! Im Anschluss ging es hinunter in die Stadt mit der schwarzen Kathedrale, aus Vulkangestein erbaut, und nach einer flotten, aber intensiven Besichtigung konnten alle selbstständig das Zentrum erkunden. Treffpunkt wieder bei der Statue des Vercingetorix, der hier in der Gegend die gallischen Stämme zum Widerstand gegen die römischen Eindringlinge versammelte.
Das Wochenende wurde en famille verbracht und es wurde von Ausflügen in die Umgebung und vielfältigen Unternehmungen berichtet: Match de basket, match de handball, Convention geek, bal masqué, escape games, trampoline parc, concert de musique traditionnelle…bei den winterlichen Temperaturen also meistens Indoor-Aktivitäten!
Montag, 17. März
Unser Weg führte uns erneut nach Süden in die Vulkanhügel, die zum Zentralmassiv gehören, und heute konnten wir sie endlich auch sehen, schneebedeckt! Bisher kannten wir sie nur aus der Volvic-Werbung. Erster Halt war St. Nectaire, ja genau, wie der berühmte Käse, nur dass der Ort und die Kirche dem Käse den Namen gegeben haben und nicht umgekehrt! Die romanische Basilika sitzt in der Oberstadt, nach architektonischen Erklärungen – auvergnatische Pyramide! Kalkstein und pierre de Volvic! – erkundeten wir das Innere. Zu Ostern wird der Priester auch einige Gebete und Wünsche aufgeschrieben in deutscher Sprache auf seiner Leine finden…Nach einem kurzen Abstecher zum Lac de Chambon war Murol die nächste Etappe. Hoch über dem hübschen Städtchen mit seinen dunkelgrauen Schieferdächern thront die Burg: Der Seigneur Jacques de Murol zeigte uns sein château und erklärte, warum die Burg nie eingenommen werden konnte: Ihre gewaltigen Mauern (die aber nur Fake waren, da einfach Steine auf den Felsen gemauert worden waren…) schreckten jeden Feind ab. Allerdings wurde sie insgesamt auch nur einmal angegriffen.
Dienstag, 18. März
Heute durften die französischen corrès mit: Gemeinsamer Ausflug zur Abbaye de Noirlac. Majestätisch liegt die Zisterzienserabtei im Tal des Cher, wir lauschten ergriffen der Akustik in der Abteikirche und erhielten bei der Besichtigung des Kreuzgangs – Wow, das ist wie bei Harry Potter! – und der übrigen Räumlichkeiten interessante Informationen zum Leben der Mönche im Mittelalter. Mittags gab es ein Picknick im Sonnenschein (endlich!), bevor bei einer Rallye die architektonischen Details der Abtei entdeckt werden mussten und in einem atelier (auf deutsch: Workshop) zur mittelalterlichen Buchkunst die eigenen Initialen illustriert werden konnten. Manch einer war überrascht von seinem bis dahin unentdeckten künstlerischen Talent!
Mittwoch, 19. März
Der Mittwoch ist traditionellerweise dem 1. Teil des gemeinsamen Projekts gewidmet: Die corrès erarbeiteten am Collège Jules Ferry in Vichy zusammen das Thema être différent – vivre ensemble. Was macht unsere Unterschiede aus und wie können wir trotzdem zusammen leben? Die Köpfe rauchten, während M. Seiermann und Mme Glatigny von zwei jungen Reporterinnen für das WebRadio des collège interviewt wurden (Link folgt!). Aber alle freuten sich natürlich zu Recht auf den freien Nachmittag, der mit azurblauem Himmel und Frühlingsgefühlen lockte. Zeit zum Flanieren, Souvenirs kaufen, Pastillen kosten, am Strand des Allier spazierengehen…
Donnerstag, 20. März
Zum blauen Himmel hat sich ein stürmischer Wind gesellt, der uns auf der Höhe von Paléopolis ins Wanken brachte. Auch die Dinos wackelten im Wind und alle waren froh, dass der erste Workshop in diesem Urzeitpark nicht im Freien stattfand: Auf Gipstafeln wurde die Kunst der Höhlenmalerei nachempfunden und mit Ockerfarben entstanden Mammuts, Bisons und Bären, umrahmt von steinzeitlichen Symbolen. Hier, in der sogenannten Limagne westlich von Vichy, erstreckte sich vor Abermillionen von Jahren ein See in exotischem Klima und hat uns Fossilien hinterlassen, die wir im Museum bewundern konnten. Aber es blieb nicht bei der Theorie: In großen Sandkästen durften wir uns selbst als Paläontologen versuchen und legten mit Besen und Pinseln Schädelknochen und Wirbelsäulen frei, jeder Fund begleitet von Freudenschreien und Gelächter. In der Erde buddeln macht offensichtlich auch in der Pubertät noch Spaß! Und die Plüsch-Dinos aus dem Shop fanden auch Käufer…
Freitag, 21. März
Vichy verabschiedet uns mit Wehmut und einigen Tränen…Au revoir et à bientôt! Schließlich erwarten wir die corrès in zwei Wochen bei uns am Augustinus!