„Es ist viel Unheil in der Welt geschehen, aber wenig, das den Nachkommen so viel Freude gemacht hätte. Ich weiß nicht leicht etwas Interessanteres.“ Diese Worte entfuhren Goethe, als er auf seiner Italienreise Pompeji besucht hatte, das im Jahr 79 n. Chr. beim Ausbruch des Vesuvs verschüttet und dadurch konserviert wurde. Die Ausgrabungen und Rekonstruktionen der verschütteten Stadt, die seit Goethes Zeit deutliche Fortschritte gemacht haben, haben noch viel mehr Interessantes zu Tage gefördert.
Dies bewies Frau StDin a. D. Renate Markoff, die langjährige Referentin für Latein an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen und hervorragende Kennerin der Ausgrabungen. In ihrem lebendigen und informativen Vortrag zum Alltagsleben und zur Kunst in Pompeji zeigte sie den Schülerinnen und Schülern brandneue Entdeckungen und Funde, z. B. Graffitti in Form von Strichmännchen, die Kinder von Pompeji (aus Langeweile?) in einem unbeobachteten Moment in den frisch aufgetragenen Putz von Wänden eingeritzt hatten, oder die Darstellung eines Vorläufers der Pizza (!). Während Bilder einer jüngst zu Vorschein gekommenen Großbäckerei beeindruckten, machten die versteinerten Skelette von fünf Mulis betroffen. Sie hatten die Getreidemühlen angetrieben und waren in ihrem Stall beim Ausbruch des Vesuvs verendet. Schließlich verdeutlichte die Expertin am Beispiel des jüngst für das Publikum geöffneten Hauses der Vettier den Aufbau eines luxuriösen römischen Wohnhauses, das in der Eingangshalle (Atrium) mit üppig verzierten Schatztruhen und im rückwärtigen Teil mit einem prächtigen Ziergarten (Peristylium) prunkte. Aber auch die Schülerinnen und Schüler beeindruckten die Referentin: Sie konnten zahlreiche Fresken mit Hilfe ihrer genauen Beobachtungsgabe und ihrer mythologischen Kenntnisse richtig deuten.
Mit großem Applaus dankten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Frau Markoff gebührend für ihren inspirierenden Vortrag, der Goethes Urteil bekräftigte: Es gibt wirklich „nicht leicht etwas Interessanteres“.
Thomas Fink
Photo: StDin a. D. Renate Markoff bei ihrem Vortrag
Quelle: Fellner