Der PuG-Leistungskurs auf diplomatischer Mission in Tutzing

Vom 19. bis 21. Mai tauschte das Leistungsfach Politik und Gesellschaft des Augustinus-Gymnasium Weiden Klassenzimmer gegen Konferenzraum, Kreide gegen Klimapolitik und Pausengong gegen europäische Dringlichkeit. Im idyllischen Tutzing am Starnberger See, wo andere Urlaub machen oder Enten füttern, fand das Schülerforum Europa der Akademie für Politische Bildung statt. Ziel: Europa retten. Oder wenigstens simulieren, wie es jemand tun könnte.

Unsere Mission? Ein Planspiel, das nicht nach Monopoly, sondern nach Ministerrat, Kommission und Europäischem Parlament klang – also ganz großes Demokratie-Kino. Gemeinsam mit vier weiteren Schulen aus ganz Bayern nahmen wir an einem hochkarätigen Planspiel teil, bei dem wir als Mitglieder von Parlament, Kommission und Ministerrat den Klimaschutz in Europa verhandeln sollten. Soweit die Theorie. In der Praxis: hitzige Debatten, strategische Allianzen, Abstimmungen, Verwirrung über Geschäftsordnungen und das diplomatische Jonglieren zwischen nationalen Interessen und globaler Verantwortung.

Wir lernten schnell: Europapolitik ist nichts für schwache Nerven – und schon gar nichts für Langschläfer. Denn wenn man morgens um 8 schon über CO₂-Zölle streitet und abends um 18:30 Uhr immer noch in einem Vermittlungsausschuss sitzt, beginnt man, einen gewissen Respekt vor echten EU-Abgeordneten zu entwickeln (und gleichzeitig eine neue Liebe für Kaffee und Kuchen). Es war anstrengend – aber lehrreich.

Besonders dramatisch wurde es am letzten Tag: Nach zähem Ringen und zarten Kompromissen schien das neue Klimagesetz endlich zum Greifen nah – bis Polen mit einem entschlossenen „Nein“ alles kippte. Game over, Umwelt. Danke, Polen J . Der Rest Europas schaute konsterniert auf die Trümmer mühsamer Arbeit – und lernte so, dass Politik oft auch bedeutet: Verlieren mit (mehr oder weniger) Haltung.

Das Klimagesetz ging also baden – wir zum Glück nicht. Stattdessen: Gitarrenklänge am Steg, Sonnenuntergangsstimmung und die Erkenntnis, dass Politik manchmal Nerven kostet, aber dafür keine schlechte Aussicht hat. Doch auch wenn das Gesetz am Ende scheiterte, bleibt eins klar: Wir haben viel gelernt – über europäische Entscheidungsprozesse, über Verhandlungsgeschick und über die Kunst, bei 30 Redebeiträgen pro Stunde nicht die Fassung zu verlieren.

Ch. Reichl