Am letzten Schultag in diesem mehr als ungewöhnlichen Schuljahr fand die Verleihung von Preisen und Auszeichnungen für die Schülerinnen und Schüler des Wahlkurses „Werkstatt Geschichte“ und des Frühstudiums beziehungsweise der universitären Oberstufe an der Universität Bayreuth statt.

 

Werkstatt Geschichte: Gregor Michl holt Ersten Landespreis bei Geschichtswettbewerb „Erinnerungszeichen“

Am Augustinus-Gymnasium Weiden arbeiteten in diesem Schuljahr im Wahlkurs „Werkstatt Geschichte“ Schülerinnen und Schüler unter Leitung von StD Thomas Peter, der tatkräftig von StD a.D. Burkhard Röhlinger unterstützt wurde, an Geschichtsprojekten, die schließlich in vier Wettbewerbsbeiträgen mündeten. Dabei stehen Persönlichkeiten im Zentrum, die Außergewöhnliches erlebt oder geleistet haben und entweder dem familiären Umfeld entstammen und / oder einen regionalen Bezug aufweisen.

 

Theo Klotz (Klasse 7a) widmete sich der Geschichte seiner Familie und zeichnete das Leben seines aus Russland stammenden Großvaters nach. Sein Opa Theodor, der 1919 (in den Wirren der russischen Revolution) als Sohn eines zaristischen Offiziers in Charkow in der Ukraine geboren wurde, wuchs als Waisenkind auf. Nach einem Studium des Bergbauingenieurswesens wurde er Offizier in der Sowjetarmee und während des Zweiten Weltkriegs von deutschen Truppen gefangen genommen. Da er als „Russlanddeutscher“ galt, wurde er gezwungen, in der deutschen Wehrmacht Kriegsdienst zu leisten, wechselte also die Fronten. Nach der deutschen Kapitulation und Flucht aus der SBZ entschied sich Theodor für ein Leben in Westdeutschland, wo er, zunächst völlig mittellos – u.a. erfolgreich einen Recycling-Betrieb aufbaute.

Für seinen Beitrag „Ein ‚deutscher Ausländer‘ in Deutschland“ erhält Theo einen Anerkennungspreis.

 

Anna-Maria Bayer (Klasse 7b) und Leo Siegert (Klasse 8b) gingen in ihrem Wettbewerbsbeitrag der Frage nach, inwieweit Weiden Gustav von Schlör, der 1866 bis 1871 bayerischer Staatsminister für Handel und Öffentliche Arbeiten war und noch immer im Stadtbild resp. als Namensgeber präsent ist, seinen Aufschwung verdankt.

Tatsächlich war Schlör ein großer politischer Fürsprecher und erfolgreicher Lobbyist eines Eisenbahnanschlusses für Weiden, der schließlich 1862 im bayerischen Landtag beschlossen wurde. So fuhr am 1. Oktober 1863 der erste Zug auf der Strecke Schwandorf – Weiden – Bayreuth und am 15. Oktober der erste Zug von Weiden nach Eger. Wesentliche Folgen für die Stadt waren ein deutliches Anwachsen der Bevölkerungszahl und der ansässigen Firmen.

Die erfolgreiche Spurensuche, die die Schülergruppe in der Online-Präsentation „Gustav von Schlör. Der Mann, dem Weiden seinen Aufschwung verdankt?“ festgehalten hat, wurde ebenfalls mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet.

 

Jonas Bücherl (Klasse 10a) widmete Winfried Prem, einem Oberpfälzer Abrissunternehmer, einen filmischen Beitrag. Darin werden die teils kuriosen Erlebnisse desselben beim Abriss der Berliner Mauer 1990 bis 1992, aber auch die Lebenserfahrungen des nunmehr 71-Jährigen in einem Zeitzeugen-Interview lebendig. Jonas erhält hierfür eine Anerkennungsurkunde.

 

Gregor Michl (Klasse 10a) hat ebenfalls ein filmisches Zeitzeugnis produziert: „Der Geschichte ein Gesicht geben“ geht der Frage nach, wie sich das Leben für eine jüdische Familie im Weiden der jungen Bundesrepublik ausnahm. Hierfür hat Gregor Professor Michael Brenner interviewt, der Lehrstuhlinhaber für „Jüdische Geschichte und Kultur“ am Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München ist. In den Gesprächen gibt dieser Einblicke in seine Jugendjahre sowie die Biographie seiner Eltern Hermann und Henny Brenner. Hermann Brenner, dem heute ein Platz in Weiden gewidmet ist, war einer der wenigen aus seiner Familie, der Shoa und Konzentrationslager überlebt hatte und – anders als ursprünglich geplant – nicht nach Israel oder in die USA auswanderte, sondern in Weiden ein Textilgeschäft betrieb und mehr als 40 Jahre lang Vorsitzender der dortigen jüdischen Gemeinde war. In dem Film geht Gregor aber auch – vor dem Hintergrund des Anschlags in Halle am 9. Oktober 2019 – der Frage nach, inwieweit jüdisches Leben in der Bundesrepublik damals wie heute durch Antisemitismus geprägt wird. Dazu besuchte er die jüdische Gemeinde Weidens und führte ein Interview mit André Freud von der jüdischen Gemeinde Nürnberg. Zudem diente ihm das Stadtarchiv Weiden als wertvolle Informationsquelle.

Gregors Mühen haben sich gelohnt: Er hat einen inhaltlich wie handwerklich hervorragenden Film produziert, der mit dem 1. Landespreis in der Kategorie „Gymnasium (10.-12. Jahrgangsstufe)“ ausgezeichnet wurde.

 

Frühstudium und Universitäre Oberstufe

Schülerinnen und Schüler können als Gaststudierende der Universität Bayreuth

  • ein Studienfach ihrer Wahl studieren,
  • eine Seminararbeit verfassen und
  • an universitären Lehrveranstaltungen teilnehmen.

Die ersten fünf Teilnehmenden in der UO studierten die Fächer Physik, Informatik und Rechtswissenschaften. Dabei wurden auch Preise gewonnen bei Wettbewerben. So auch von Schülerinnen und Schülern des kommenden Abiturjahrgangs 2019/2021.

Und wir danken wichtigen Personen an der Unversität Bayreuth, die unsere Schülerinnen und Schüler unterstützen und ihnen diese Erfolge ermöglichen.

Insbesondere danken wir dem Kanzler der Universität Herrn Doktor Zanner sowie allen Dozierenden, die unsere Partnerschaft beleben und begründen.

Markus Fellner, Thomas Peter, Ulrich Winter