Zeit für uns – Stunden (Zfu) am Augustinus-Gymnasium
In unserer Gesellschaft, die derzeit geprägt ist von den in einigen Lebensbereichen noch immer sicht- und spürbaren Folgen der Corona-Pandemie und vom immer größer werdenden Einfluss des Digitalen, hat sich der an die Schulen gestellte Erziehungsauftrag, speziell auch der des Gymnasiums, deutlich erweitert. Der Schwerpunkt liegt längst nicht mehr nur darauf, Wissen und bestimmte Fertigkeiten zu vermitteln. Schule hat sich zu einem Raum entwickelt, in dem Kinder und Jugendliche zunehmend neben digitalen auch soziale Kompetenzen erwerben sollen. So sollen in diesem Zusammenhang beispielsweise Meinungsfindungsprozesse angestoßen und eingeübt werden. Weitere Fähigkeiten und Fertigkeiten wie Team- und Empathiefähigkeit, Geduld, Kommunikations- und Konfliktlösungskompetenzen sollen in der Schule vermittelt werden, um letztlich zu einem zunehmend von Sicherheit und gegenseitiger Wertschätzung geprägten Umgang miteinander zu gelangen.
Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, werden in einem auf zwei Jahre angelegten Modellversuch zunächst für die Jahrgangsstufen 5 und 6 ab dem Schuljahr 2023/2024 am Augustinus-Gymnasium „Zeit für uns-Stunden“ (kurz: Zfu) eingeführt. Die Ausweitung in die folgenden Jahrgangsstufen ist sukzessive möglich, d.h., dass im Schuljahr 2024/2025 zumindest die Jahrgangsstufe 7 hinzukommt und dass ggf. ab dem Schuljahr 2025/2026 Zfu-Stunden auch für die Jahrgangsstufen 8 bis 11 etabliert werden sollen. Einmal in der Woche, an wechselnden Schultagen und möglichst in der ersten, zweiten oder vierten Unterrichtsstunde, findet die Zfu-Stunde statt. Dieser Modus Operandi wurde gewählt, damit nicht immer derselbe Fachunterricht betroffen ist.
„Zeit für uns“ bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler Raum haben, sich um ihre Belange zu kümmern. Dazu gehört alles, was für sie als Klasse und für ihre Gemeinschaft von Bedeutung ist. Dabei sind die Themen, die zum Inhalt dieser Stunde werden können, sehr vielfältig: Das Schüler-Schüler– oder das Schüler–Lehrerverhältnis innerhalb der Klasse (Stichworte: Ausgrenzung, Mobbing, Konflikte…) kann ebenso in den Blick genommen werden, wie die Planung von Klassenprojekten, Wandertagen usw. Möglich sind jedoch auch Einheiten zu Themen wie „Klassen- und Verhaltensregeln“, „Klassenchatregeln“, „Zeitmanagement“ oder „Umgehen mit Stress“. Aber auch Entspannungsübungen oder Spiele, die der Förderung des Gemeinschaftsgefühls und der Verbesserung des Klassenklimas dienen, können Inhalte dieser Stunden sein.
Die Schülerinnen und Schüler übernehmen bei der Organisation (Zfu- Moderatoren) sowie auch bei der Durchführung der Zfu- Stunden (Zeit- und Regelwächter, Protokollanten) Verantwortung. Sie finden eigenständig Themen und Inhalte, die für die Klasse und ihre jeweilige Situation passend sind. So schaffen die Zeit für uns- Stunden am Augustinus-Gymnasium den nötigen Freiraum, um eine zentrale Komponente des schulischen Erziehungsauftrags zu erfüllen, indem sie die kontinuierliche „Entwicklung der Persönlichkeit auf dem Weg von der Kindheit zum Erwachsenwerden“ unterstützen. Außerdem tragen diese Stunden letztlich auch dazu bei, unser Schulmotto „Atmosphäre gegenseitiger Wertschätzung“ in einem weiteren Punkt mit Leben zu füllen und leisten damit einen Beitrag zum Erhalt eines produktiven und von gegenseitiger Wertschätzung geprägten Schulklimas.
Andrea Seidl