Ohne technische Unterstützung, nur mit der Kraft seiner Stimme, seiner Mimik und Gestik ließ der Erzähler Martin Ellrodt im der Mensa des Augustinus nach einigen Jahren Pause erneut Ovids Gestalten und Figuren aus den Metamorphosen auferstehen – die Bilder dazu entstehen im Kopf.

Eigentlich beginnt alles auf der Hochzeit des Orpheus mit Eurydike, aber dann gibt ein Wort das andere und die Gäste erzählen Geschichten, die von einer zur anderen führen: von Arachne, die die Göttin Athene am Webstuhl herausgefordert hatte und als Strafe dafür in eine Spinne verwandelt wurde, verdammt dazu, ewig an ihrem Netz zu weben. Oder von Erysichthon, wegen eines Frevels gestraft mit unersättlichem Hunger, der sich schließlich selbst auffrisst…

Geschichten voller grausiger, sinnloser und unnötiger Gewalt, aber auch voller Gefühle und Sinnlichkeit. Ovid schaute in alle menschlichen Abgründe – die seit 2000 Jahren die selben sind – , aber stets mit einem Blick voller Menschlichkeit.

Friedrun Glatigny