Am 22.05.2023 traf sich die Astronomiegruppe zum dritten Beobachtungsabend des Schuljahrs am mittlerweile bewährten Beobachtungsplatz bei Enzenrieth.

Das erste Beobachtungsobjekt war der am westlichen Himmel stehende Planet Venus, der sogenannte „Abendstern“. Venus befindet sich momentan in maximaler östlicher Elongation. Das heißt, der Winkel Erde-Venus-Sonne beträgt 90°.

Deshalb sehen wir von der Erde aus die Hälfte der von der Sonne beleuchteten Fläche der Venus, also Halb-Venus. In den nächsten zwei Monaten wird Venus auf ihrer Umlaufbahn den Punkt zwischen Erde und Sonne erreichen (untere Konjunktion). Die Erscheinung des Planeten von der Erde aus wird deshalb zunehmend größer und sichelförmiger. In der unteren Konjunktion schließlich stellt sich die Phase Neu-Venus ein, bei der wir von der Erde aus auf die unbeleuchtete Rückseite der Venus sehen.

Da Planeten sehr hell sind, kann man eine Sequenz von kurzbelichteten Bildern als Video aufnehmen, in dem sich die Auswirkung der Luftunruhe (Seeing) beobachten lässt.

Die besten Frames werden dann geeignet ausgerichtet und zu einem Summenbild addiert.

Da Venus von einer dichten Wolkenschicht umgeben ist, kann man auf der Aufnahme keine Oberflächenstrukturen erkennen.

Das Galaxientriplett im Sternbild Leo ist eine bekannte Galaxienkonstellation des Frühlingshimmels. Es befindet sich in einer Entfernung von ca. 35.000.000 Lichtjahren und wurde 1784 vom deutsch-britischen Astronomen Wilhelm (William) Herschel entdeckt. Links oben sehen wir die Spiralgalaxie M66, links unten die Spiralgalaxie M65 und rechts die Spiralgalaxie NGC3628.

 

Die Spiralgalaxie M51 im Sternbild Canes Venatici haben wir bereits bei unserem ersten Beobachtungsabend mit dem damals neuen Schulteleskop am 6.07.2022 fotografiert, die aktuelle Aufnahme ist jedoch qualitativ deutlich besser. M51 befindet sich unweit des bekannteren Sternbilds Ursa Major in einer Entfernung von ca. 25.000.000 Lichtjahren und wird von der Galaxie NGC5195 begleitet, die man rechts von M51 sieht. Aufgrund gravitativer Wechselwirkung werden aus beiden Galaxien Sternströme entrissen, die man als schwach leuchtende Nebel in der Umgebung von NGC5195 erkennen kann. Diese Wechselwirkung führt auch zu einer massiven Sternentstehung in M51, weswegen die Spiralarme von M51 intensiv blau leuchten.

Über unseren außerordentlichen Glückstreffer, bei dem wir bei der Aufnahme der Galaxie M101 die Supernova SN2023ixf zufällig mit ablichteten, wurde schon berichtet:

https://www.augustinus-gymnasium.de/?p=15425

Erst beim Auswerten und Recherchieren drei Tage später haben wir bemerkt, dass wir die Supernova mit auf dem Bild hatten. Obwohl Supernovae im Universum nicht selten sind, ist es für Amateurastronomen immer ein besonderes Ereignis, wenn man eine dieser gigantischen Sternexplosionen fotografieren kann.

Die letzte auf der Erde mit bloßem Auge sichtbare Supernova in unserer Galaxie wurde von Johannes Kepler im Jahr 1604 beobachtet. Eigentlich erwartet man in einer Galaxie wie unserer Milchstraße ca. drei Supernovae pro Jahrhundert. Der nächste „neue Stern“ am Himmel ist also längst überfällig. Das Licht dieses Ereignisses ist sicher schon auf dem Weg zu uns.

Dr. Gerhard Suttner